Sterlingsilber, eine spezielle Silberlegierung, wird heute zur Herstellung von Silberschmuck und Silbermünzen genutzt, aber auch als Material für Silberbesteck und sogar für Querflöten verwendet. Die Legierung, deren Geschichte bis auf das 12. Jahrhundert zurückgeht, hat ihren Namen in Bezug auf das britische Pfund Sterling erhalten. Aufgrund der über die Jahrhunderte gleichbleibenden Anforderungen an das Material ist sowohl antikes als auch modernes Sterlingsilber bis heute anhand seiner Punzierung identifizierbar.
Wodurch zeichnet sich Sterlingsilber aus?
Als Sterlingsilber werden Silberlegierungen bezeichnet, die einen Silberanteil von 92,5 Prozent aufweisen. Die restlichen 7,5 Prozent der Legierung bestehen meist aus Kupfer, seltener hingegen aus Zink oder Nickel.
Das hinzugefügte Metall soll das sonst eher weiche Silber härten, um ihm eine höhere Widerstandsfähigkeit zu verleihen. Gerade wenn dünne Silberschichten gewünscht sind, wird Sterlingsilber als Legierung bevorzugt, da dieses deutlich haltbarer ist als reines Silber.
Optisch ist Sterlingsilber, trotz der Zugabe weiterer Metalle, an seiner hellen, weiß-grauen Farbe erkennbar. Gegenstände aus Sterlingsilber, die bereits einige Jahre alt sind, weisen häufig eine Patina auf. Diese Patina besteht genau genommen aus einer Vielzahl an mikroskopisch kleinen Kratzern, die mit dem bloßen Auge als solche nicht erkennbar sind und dem Material stattdessen einen weicheren Farbton verleihen.
Sterlingsilber an der Punzierung erkennen
Anhand der optischen Eigenschaften lässt sich Sterlingsilber überwiegend nicht von reinem Silber und auch nicht von minderwertigerem Silber unterscheiden. Darum besitzen Objekte aus Sterlingsilber in aller Regel eine Punzierung.
Punzierungen sind in der Regel an einer eher unauffälligen Stelle angebracht – an der Innenseite eines Rings, der Rückseite eines Anhängers, an der Unterseite des Silberlöffelstiels oder am Rand einer Silbermünze. Manchmal ist die Punze so filigran und klein, dass sie mithilfe einer Lupe gesucht und gelesen werden muss.
Neu produzierte Gegenstände aus Sterlingsilber sowie ältere Stücke, die in den USA gefertigt wurden, verfügen meist über die Punze “925” oder “92,5”, was für den enthaltenen Silberanteil steht. Alternativ kann auch das Wort “Sterling” oder die Abkürzung für Sterlingsilber “ss” eingraviert sein.
Bei älteren Stücken aus Sterlingsilber, die aus Frankreich oder Großbritannien, aber auch aus Dänemark, China oder anderen Ländern stammen, kommen häufig andere Punzen vor. Hier ist es gegebenenfalls sogar notwendig, ein entsprechendes Nachschlagewerk zu besitzen, um die aufgebrachten Stempel entziffern zu können. Wie komplex die Punzierungen sein können, zeigen wir Ihnen anhand der Punzen, die in England für Sterlingsilber gebräuchlich sind.
Punzen für Sterlingsilber in England
Die Kennzeichnung von Sterlingsilber begann in Großbritannien bereits vor rund 500 Jahren, wobei neben der Legierung auch eingeprägt wurde, wo und wann das Silber produziert wurde. Insgesamt weist englisches Silber einer Markenreihe überwiegend vier bis fünf Stempel auf.
Die “mark of origin” (Stadtmarke) zeigt an, in welcher Stadt der Gegenstand hergestellt wurde:
- London: Leopardenkopf mit Krone, ab 1820 ohne Krone
- Birmingham: Anker
- Sheffield: Krone
- Edinburgh: Schloss von Edinburgh
- Dublin: Figur der Hibernia
Der “date letter” (Jahresbuchstabe) zeigt an, wann der Gegenstand hergestellt wurde. Je nach Jahr sind die Buchstaben dieses Stempels groß- oder kleingeschrieben, in verschiedenen Schriftarten gehalten und mit unterschiedlichen Umrandungen versehen. Aufgrund der großen Unterschiede benötigen selbst Spezialisten häufig ein Nachschlagewerk (z. B. “Brandbury’s Book of Hallmarks” oder “English Silver Hallmarks”), um den jeweiligen Stempel entschlüsseln zu können.
Die “mark of fineness” (Feingehaltsstempel) zeigt an, dass der Feingehalt bei 925/1000 (bis 1696) beziehungsweise bei 958,5/1000 (ab 1697) liegt. Der Feingehalt von 925/1000 wird in den verschiedenen Teilen Großbritanniens unterschiedlich garantiert:
- in England mit dem Stempel des “lion passant” (laufender Löwe)
- in Irland ab 1636 mit dem Stempel einer bekrönten Harfe
- in Edinburgh, Schottland zwischen 1681 und 1974 mit dem Stempel einer Distel
- in Glasgow, Schottland zwischen 1681 und 1964 mit dem Stempel eines nach links steigenden Löwen
Der Feingehalte von 958,5/1000 wird in England als “Britannia Standard” bezeichnet und mit der Figur der Britannia sowie dem “lion erased” (Löwenkopf) gestempelt. Gängig war dieser Feingehalt allerdings nur zwischen 1697 und 1720.
Die “maker’s mark” (Meistermarke) zeigt an, wer den Gegenstand hergestellt hat. Meist handelt es sich hierbei um die Initialen des Silberschmiedes. Sind diese zusätzlich mit einer Krone versehen, bedeutet dies, dass der Silberschmied für den Königshof gearbeitet hat.
Die “duty mark” (Steuermarke), auch “Sovereingn’s head” genannt, zeigt an, wer zu dem Zeitpunkt der Herstellung regierender Herrscher, König oder Königin war. Auf dem Silbergegenstand aufgebracht dient sie als Bestätigung für die Zahlung der Steuer, die nach der Prüfung des gesetzlichen Feingehaltes erfolgt.
Wie wird Sterlingsilber richtig gepflegt?
Für die Pflege von Schmuckstücken, Bestecken oder auch Münzen aus Sterlingsilber, die nicht angelaufen sind, wird ein weiches Poliertuch verwendet.
Ist das Silber angelaufen, sollte es mit einer Silberpolierpaste und einem Lappen oder Schwamm gereinigt werden. Anschließend muss die Paste mit warmem Wasser abgespült werden.
Die Reinigung sollte regelmäßig stattfinden, spätestens aber, wenn das Sterlingsilber zu vergilben beginnt. Ist das Silber erst einmal schwarz angelaufen, lässt es sich nur mit viel Anstrengung zurück in seinen Ursprungszustand bringen.